Interview mit Sepp, einem einfachen Arbeiter. (Name von der Red. geändert).
Na, servas, des werd a Hetz! Gemma an, i bin der Sepp, a echter Weana, ned nur vom Red’n, sondern vom ganzen Lebensg’fühl her. Da Redakteur am Telefon hot ma g’sagt, i soll amal offen reden, wie i die G’schichtn in da Politik, bei de Ämter und bei de Firmen so seh. Und i sog’s gleich vurher: I nehm ka Blatt vor’n Mund, des hamma ned notwendig! Bei uns gibts no Redefreiheit, ned so wia in Deutschland, bei de Germanen, oda bei de Gallier. I man, de Leit dort san sicha olle leiwand, oba de Regierungsleit, de brauch i ned. De gaunze Welt a ned, denk i ma. I bin a einfacher Prolet, a Paravara, a Hackla hoid, oba i kenn mi aus. Was i red’, is aus’m echten Leben, ned aus irgendeiner hochnäsigen Uni oder an Büro, wo de Leit in Anzügn hockn und keine Ahnung hab’n, wie des Leben wirklich laft.
Redakteur: Sepp, erzähl uns doch amal, wie du die derzeitige Situation in der Politik siehst. Da is ja in letzter Zeit viel die Rede von Korruption und Packelei.
Sepp: Ja, sog amoi, was wundert di des? Des war jo imma scho so! Packelei is in Österreich a Nationalsport, wie i des seh. In de aundan Länder wird a ned aunders sein. De Politisierer, die hom’s drauf, gell. Wennst schaust, wer wia zammkommt und wer wia mit wem wo sitzt, du kriegst da gleich an Hals. Meistens samma eh scho hintnach, wenn des ganze zum Skandal wird. Wenn i mi umschau, bei de Ämter und in de großen Firmen, da packeln’s wia de Depperten. I sog imma: Es is wie a Kartenhaus. Da hod oana an Job, den er nur kriagt hot, weil sein Spezi im Vorstand is. A waun er a Trottl is. Und da Spezi wiederum… na, du wüsstest es eh scho! Des is alles a Gfrett. Korruption? Jo, in dem Land kummst ned weit, wennst ned weißt, wem du a Gschenk machen sollst. Vitamin B sogn de Feineren eben. Wia a Gripp in an kalten Winter, des is bei uns überoll, scho vom Kleinsten bis zum Größten.
Redakteur: Des hört sich ja ganz schön frustriert an. Wieso glaubst du, dass so viele Leit wegschau’n, wenn’s um solche Sachen geht?
Sepp: Na, wieso schau’n die weg? Weilst nix andres kannst! De großen Herrschaften packeln sich z’samm und du kannst als kleiner Mensch eh nix mach’n. I kenn ka Schwein, des a Politiker g’richt’ hätt, weil er a bissl was zug’steckt kriagt hot. I mein, wos host den g’laubt? Des is normal bei uns. A jede zweite Firma hat an Onkel, a Tante oder an Cousin drinn’n, die irgendwo a bissl an Vorteil hob’n. Vetternwirtschaft is wia a Virus. De Beamten, die setz’n ihre eigenen Leut ein, des samma gewohnt. Und wennst wos sogst, na dann bist sofort der Unruhestifter, der die Ordnung net kapiert. Des woaß jeder, oba es sogt halt kana.
Redakteur: Also ist für dich Korruption a Teil vom System?
Sepp: A Teil? Na sicher, des is des ganze System! Ohne Korruption gibt’s jo bei uns ka Aufstieg, wennst ned grad in an G’werkschaftsverein bist oder in da richtigen Partei. Wie i des seh, des fängt scho in da Schule o. Da Lehrer hot’s mit’m Direktor gut und schon wird da Bua von da Nachbarin im Zeugnis besser. Und in de Firmen, oh mei! Da gibt’s Abteilungsleiter, die san so unfähig, des is fast a Kunst. Do brauchst scho Talent, dass du so an Mist baust. De hom ihre Jobs nur, weil sie de richtigen Leit kenna. Jo, und dann hast de Leit im Hintergrund, de wahren Machthaber. De sitzen in ihre goldene Sesseln, mach’n ein paar Anrufe und scho is der nächste Spezi befördert. Aber des sogt dir jo kein Politiker ins Gsicht. Des wird unter’m Teppich g’kehrt, und die Leit fressen’s.
Redakteur: Jetzt hast g’sagt, die Leute fressen’s. Wieso glaubst du, dass die Bevölkerung da so ruhig bleibt?
Sepp: Na wieso? Des is jo ganz einfach. Weu’s scho immer so war! De Leit san g’wöhnt dran, dass die da oben machen, wos sie wollen, und des g’hört halt so. Wos will der kleine Mann tun? Sich aufregen? Des bringt nix, weil’s eh wurscht is. Da Karl von nebenan, der rennt sei ganzes Leben schon in die Ämter und probiert, was zu richten, aber na, de dreh’n ihm a Knopf ins Ohr. Da wird ihm am Schalter was vorg’log’n, und im Hintergrund packeln de Bürokraten, wos geht.
Des Anzige, wos mia klanan Leit mochn kennan is, nochn dritten Bier am Stammtisch mit der Faust auf den Tisch haun und sie aufregn. Am nächsten Tog kummst drauf, des hats a ned bracht.
I glaub, die Leit san so abg’schreckt von de ganzen Skandale, dass sia jeda denkt: „Jo, des is halt so.“ Des is a Teil vom Wiener Schmäh, verstehst? Des Fatalistische. Solang a paar Würschtl in der Pfanne san, des Bier net z’teuer wird und der Fußball läuft, hält der Wiener des aus. Jo, da schimpfen sie scho, des is unser Ventil. Aba wos wirklich ändern? Na, des is a ganz andere G’schicht.
Redakteur: Jetzt hast ja vorher g’sagt, dass in de Firmen genau so eine Vetternwirtschaft gibt. Wie äußert sich des bei dir, in deinem Umfeld?
Sepp: Na, da brauch ich net lang nachdenken. Schaust dir an, wos in de großen Betriebe los is. De Abteilungsleiter, die Manager, des is ja eine Gaudi. Da kriagt ana an Job, weil sei Schwager in der Chefetage sitzt. Und was kriagst du? Nix! Da reißt di auf, schuftest dich owa, und wos kriagst als Dank? A Tritt in Hintern oda a deppate Antwort. So an hochgstochenen Unischaß eben. Des is’ Realität. Aber wos sollst mochn? Da Chef kennt den vom Golfclub, der’s Gschäft macht mit dem Typ, der im Büro neben dir sitzt. Da kannst hackeln, wos willst, aufsteigen tust trotzdem net.
I hob an Kollegen, der is so a G’scheiter. Hod sich in der Abteilung an owehackelt wie a Depp, immer mit’m Glauben, dass er irgendwann a bissl anerkannt wird. Was is passiert? Nix!
Redakteur: Und die Manager, wie siehst du die?
Sepp: Na, des is a Witz! Die Manager, des san de größten Gaukler. Die reiten a Firma in die Pleite und kriegen dann a goldene Handschlag. Oda wia der oide Satz mant: Weinsaufen und Wossa prdigen. Foische Fuffzga san des. Wos isn des für a Welt? Normalerweise, wenn a Hackler a Fehler macht, na wird er gschmissen, gell? Aber wenn a Manager Mist baut, dann kriegt er no a Prämie dafür. Wie i des seh, des is die pure Überheblichkeit. De glauben, sie san unanfechtbar, sie san die Bosse der Welt. Na, bist du deppert. Wennst so a G’sindl siehst, des in teuren Anzügen rumrennt und sich a aufplustert, des is a Wahnsinn. Abkassiern und nix drauf ham.
Des is wie mit Politiker. Die hocken in ihre Büros, red’n wia de großen G’scheiten und wenn’s drauf ankommt, fallt ihnen ka Lösung ein. Da pockn de dann die großen Reden aus, aber was dabei rauskommt, is a Schaß. Vetternwirtschaft is do net nur a Problem, sondern de unfähigen Chefs in de oberen Etagen san noch des Draufg’setzte.
Redakteur: Glaubst du, dass es in Österreich irgendwann besser wird, oder wird sich da nix ändern?
Sepp: Na, wia denn, des wird sicher nix! Des System is so verwurzelt bei uns, des ändert sich net, weil’s ka sau interessiert. Wieso soll si des ändern? De, de oben san, de leben jo guat damit. Waßt, es hast do der Fisch beginnt beim Kopf zu stinkn. Mei afochhe Logik sagt, daun hau ma den stinkaten Kopf in de Tonne. Warat logisch. Wäu, überleg moi, de Chefs sogn wos zum tuan is. Passt des daun ned, warum soitat daun da Hackla schuid sei? Der hat gmocht, wos angschafft wurdn ist. Oiso is da Chef a Trottl und ned mia.